Hallo zusammen,
am sechsten Tag der Berlinale ging es zunächst etwas entspannter zu.
Auf dem Programm standen nur drei Filme mit ausreichend Zeit
zwischendrin, um auch mal durchzuatmen und in Ruhe etwas zu essen.
Los ging es mit Glaube,
Liebe, Tod von und mit Peter Kern. Sein vorheriger Film
Blutsfreundschaft auf der Berlinale vor zwei Jahren hatte mir gut
gefallen, deswegen habe ich mir auch diesen Film, der in der Sektion
Panorama läuft, ausgewählt. Peter Kern spielt einen 63-jährigen, der
sich von seiner rüstigen 82-jährigen Mutter ständig genervt fühlt.
Beide unternehmen eine gemeinsame Tour auf einem gemieteten
Hausboot. Doch dann bleibt der Motor stehen und sie entdecken einen
blinden Passagier, einen arabisch stämmigen Mann, an Bord. Peter hat
ein spätes Coming Out gegenüber seiner Mutter. Diese ist besorgt um
ihre Kultur und schwelgt in Erinnerungen an Hitler. Bis dahin war
der Film eine schlechte Lowbudget-Produktion mit laienhaft wirkenden
Darstellern und einem Kameramann, der sich ständig in irgendwelchen
Fenstern spiegelte. Doch als zum Ende dann Themen wie 2. Weltkrieg,
Golfkrieg, Flüchtlingsdrama, Eurokrise und wer weiß was noch heillos
innerander verstrickten, war es ganz vorbei. Zeitverschwendung!
Am Nachmittag ging es dann mit La
mer á l'aube (Das Meer am Morgen) weiter. Der Film von Volker Schlöndorff läuft im Panorama und handelt von einen tatsächlich
vorgekommenen Massaker während des zweiten Weltkriegs im besetzten
Frankreich. Hitler verlangt als Vergeltung für einen erschossenen
Wehrmachtsoffizier die Hinrichtung von 150 Franzosen. Der Film
schildert die Begenheit aus dem Blickwinkel der deutschen Besatzer
wie aus der des 17-jährigen Franzosen, der Opfer des
Erschießungskommando wird. Im Gegensatz zu den bisherigen Filmen,
die von Kriegen handelten, schafft es Volker Schlöndorff mit seinem
Film zu berühren, zu bedrücken, jedoch ohne grausame
Gewalthandlungen in Nahaufnahme zeigen zu müssen. Ich danke ihm für
den Beweis, dass es auch so geht. Sehenswert!
Das große Hightlight des Tages, wahrscheinlich der gesamten
Berlinale, folgte am Abend. Noch nie habe ich beim Einlass so ein
Gedrücke und Geschiebe erlebt. Die Einlasser wurden förmlich
umgerannt. Der Grund: Meryl Streep nahm im Berlinale Palast den
goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk in Empfang. Es gab Standing
Ovations mit nicht endenwollendem Applaus. Meryl Streep war
sichtlich gerührt. Die Laudatio hielt Jake Gyllenhaal, der humorvoll
einige Anekdoten berichtete, da er mit dem Sohn Meryl Streeps
befreundet ist und sie bereits kennenlernte, als er 13 Jahre alt
war. Meryl Streep bedankte sich in ihrer Rede ebenso humorvoll und
hatte ein paar Sticheleien für Jake Gyllenhaal parat, den sie immer
noch als kleinen Jungen behandelte.
Im Anschluss wurde dann ihr neuer Film The
Iron Lady gezeigt. Erwartungsgemäß spielt Meryl Streep die
Rolle der Margaret Thatcher herausragend. Der Film zeigt ihren
Aufstieg zur Premierministerin in Erinnerungen/Rückblenden einer
alten senielen Margaret Thatcher. Bemerkenswert dabei die Maske im
Film, sehr gut gemacht. Ihr Make-up-Artist war ebenso im Saal und
ist berechtigt für einen Oscar nominiert. Gut hat mir gefallen, dass
der Film recht neutral gegenüber ihrer Politik stand und sich auf
sie als Person konzentriert hat. Jedoch hätte dies ausführlicher
ihren Kampf an die Spitze der Partei und Landes behandelt können,
sowie die Zeit während Ihrer Regierung. Stattdessen wurde zu viel
Zeit darauf verwendet, sie als seniele alte Frau zu zeigen. Schade,
aber trotzdem sehenswert!
Folgende Tickets habe ich noch zu vergeben:
1 x Csak a szél (Just The Wind), Weltpremiere, Wettbewerb, Berlinale Palast, Donnerstag, 16.02., 16.30 Uhr.
2x Rebelle,
Weltpremiere, Wettbewerb, Berlinale Palast, Freitag, 17.02., 16.30
Uhr.
1x Michael,
Gewinner Max-Ophüls-Preis, Perspektive Deutsches Kino, CinemaxX,
Sonntag, 19.02., 19.30 Uhr.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen